Erzählen für Kinder? Einfach anfangen!

Wer Kinder ins Bett bringt oder mit ihnen einen regnerischen Nachmittag überstehen will, kommt auf die Anfänge des Erzählens zurück. Denn Kinder sind als Publikum ganz ursprünglich.


"Großvater erzählt eine Geschichte" von Albert Anker
"Großvater erzählt eine Geschichte" von Albert Anker

Schreiben bedeutet erzählen - wenn es nicht gerade um Sachbücher geht (und selbst dann oftmals). Wer etwas schreibend erzählt, hat gerade niemanden, dem er es direkt erzählen kann. Oder erzählt sich selbst eine Geschichte, die erst im Schreiben und nur durch das Schreiben entsteht. Vielleicht auch ist das, was zu berichten ist, zu komplex oder zu schwierig oder zu schwer zu ertragen oder zu unverstanden, um mündlich (schon) davon  erzählen zu können.

  Wer Kinder ins Bett bringt oder mit ihnen einen regnerischen Nachmittag überstehen will, kommt auf die Anfänge des Erzählens zurück. Immer mal vorausgesetzt, dass nicht Audiobooks und iPads diesen Job übernehmen. »Erzähl mir etwas. Biiiiiitte!« Kinder sind da sehr klar. Und kaum etwas lieben sie mehr als 'live' Ausgedachtes. Vorlesen ist auch sehr schön, aber schlichtes Erzählen toppt alles.

  Zugleich ist das aber nicht wirklich einfach. Wir haben kaum noch Zugang zu dem Geschichtenschatz, den unsere Vorväter und -mütter nutzen konnten, weil ihnen auch noch so erzählt worden war. Zwei bis drei Generationen Fernsehen etc. haben diesen Kanal verschüttet. Und wirklich selbst etwas ausdenken? Wie geht das?


 

»Schreiben ist Erzählen.

Anfangen zählt. Machen zählt.«

 


  Ganz einfach: Frag die Kinder. Was soll vorkommen in der Geschichte? Worum soll es gehen? Sie haben IMMER entsprechende Wünsche. Und dann muss man anfangen. Einfach anfangen. Ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass sich die Geschichte einfindet, wenn erst einmal ein Anfang gemacht ist.

  Ob nun »Es war eine dunkle und stürmische Nacht« wie bei Großmeister Snoopy oder schlicht »Es war einmal« - die Geschichte ›kommt‹, die Kinder hängen einem wie gebannt an den Lippen. Und auch, wenn das Ergebnis nicht immer den eigenen Ansprüchen genügt: Den Kindern muss es gefallen. Der Pulitzer kommt später.

  Kinder sind als Publikum ganz ursprünglich. Sie lieben den Akt des Erzählens. Wir alle lieben das. Schreiben ist Erzählen. Anfangen zählt. Machen zählt. That´s it.